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Achtsamkeit Beziehungen

Beziehungen: Der Weg über meinen Partner zu mir selbst

Selbstliebe, Loslassen, Freiheit – In unzähligen Ratgebern wird beworben, wie erfüllte Beziehungen funktionieren. Aber was bedeutet das für den Einzelnen? Gastautorin Frieda erzählt von ihrer ganz persönlichen Geschichte.

Selbstliebe. Loslassen. Freiheit. Vor einigen Jahren waren das große Worte für mich. Worte, die mir riesig und mächtig erschienen, aber sich für mich trotzdem nur wie eine Hülle ohne Inhalt anfühlten. Leer. Bedeutungslos. Nichtssagend. In dieser Zeit war ich eine Spielwiese all meiner anerzogenen Muster. Ich wurde von ihnen gesteuert, ohnmächtig, als hätte ich nicht die volle Kontrolle. Auch wenn ich damals glaubte, sie zu haben. Mein Lebensmittelpunkt war die Beziehung zu dem Mann an meiner Seite. 

Nach einer langen Reise auf engstem Raum beschlossen wir, dass wir auch den Alltag zusammen bewältigen wollen, zwar mit ein bisschen mehr Raum, als den wenigen Quadratmetern im VW Bus, aber nicht so viel, dass wir uns hätten aus dem Weg gehen können. Das wollte ich auch gar nicht. Ich fühlte mich pudelwohl mit ihm, mit dem ich alle freie Zeit verbringen konnte, der mir Sicherheit gab, der mich zum Lachen brachte und sich liebevoll um mich kümmerte.

Achtsame Beziehungen
Selbstliebe
Mit einer Morgenroutine achtsam in den Tag starten und Kraft tanken

Abhängigkeit – Das “Katz und Maus” Spiel

Ein Jahr ging es gut. Ein Jahr voller Abhängigkeiten, Traurigkeit und aufsteigender Themen. Meine Themen, nicht unsere Themen. Immer, wenn der Mann an meiner Seite seinen Abend mit Freunden verbringen wollte, anstatt mit mir, wurde ich traurig, sehr traurig. Jedes Mal fühlte es sich ein kleines bisschen wie verlassen werden an. Etwas in mir fühlte sich allein, zurückgelassen, nicht gewollt. Eine kindliche Eifersucht stieg in mir auf. Warum dürfen die anderen ihn jetzt haben und ich nicht? Warum will er lieber mit anderen Menschen sein, als mit mir? 

Unsere Probleme wurden immer größer und unser wir geriet ins Wanken. Es fühlte sich an wie ein Katz-und-Maus-Spiel. Ich als Katze tat alles für seine Aufmerksamkeit: Ich rannte, klammerte und jammerte. Die Maus in meinem Leben rannte auch, allerdings vor mir weg und auf der Suche nach Freiheit. Der letzte Weg aus dieser Endlosschleife – die räumliche Trennung. Eine Verschnaufpause, in der jeder Luft zum Atmen haben sollte, zum Neu-Sortieren, zum wieder Klarsehen. 

Und plötzlich war sie da, die herausforderndste Situation meines Lebens: Meine erste eigene Wohnung. Allein. All die Gefühle, die vorher in kleinen Wellen an die Oberfläche schwappten, überströmten mich nun wie ein Wasserfall. Einsamkeit. So viel Einsamkeit. Und noch mehr Einsamkeit. Verlustängste. Ich fühlte mich nicht richtig. Ich fühlte mich ungewollt. Ich fühlte mich nicht gehalten. Die Anstrengung des Lebens nagte an mir und meine Lebensfreude siechte dahin. Ich weinte Wochen lang und gab mich der Traurigkeit in mir voll und ganz hin. Das Licht am Ende des Tunnels nicht in Sichtweite. So viel Dunkel, so viel Kummer, so viel Erschöpfung. Alle Stimmen um mich herum rieten mir zu einem Befreiungsschlag, bei dem ich mich aus den unsicheren Fängen von dem Mann an meiner Seite lösen sollte. Aber ich wollte nicht, mein Herz sagte nein und mein Kopf war verwirrt. 

Irgendwann waren alle Tränen geweint. Irgendwann spürte ich, dass ich alles genug gefühlt hatte und dass jede weitere Träne in eine Sackgasse fließen würde. Ohne Ausweg, ohne eine Wendemöglichkeit.

Befreiungsschlag – Raus aus meinen eigenen Fängen

Nach und nach kämpfte ich mich aus meinem Tief. Schaufel für Schaufel. Ich begriff schnell, dass es darum ging, in erster Linie mich selbst freizuschaufeln. Das wir würde folgen, sobald ich mich befreit und alles Belastende abgeschüttelt hatte. Ich begann Selbsthilfebücher zu wälzen und mir Unterstützung von außen zu holen. „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest.“ Alles klar. Und wie soll das gehen? Wo soll ich die Liebe so einfach hernehmen? 

Aber ich wollte nicht aufgeben, nicht noch einmal. Ich beschloss, mich zu öffnen und bekam immer mehr Impulse – aus Büchern und Videos, von Heilpraktikern und Beratungen, Familie und Freunden. Mit jedem Impuls, den ich mir zu Herzen nahm, kam ich auch meinem Herzen ein Stückchen näher. Ich begab mich auf die Reise zu mir selbst.

Selbstliebe – Der Weg zu einer erfüllten Partnerschaft

Mit der Entscheidung, mich in erster Linie um mich zu kümmern, ließ ich, ohne es zu merken, alles Belastende zu dem Mann, der immer noch an meiner Seite war, los. Ich konfrontierte mich immer mehr mit Themen aus meiner Vergangenheit, durch Familienaufstellungen und Workshops zu den Themen Weiblichkeit, Sexualität, Karma, Potentialentwicklung und Beziehungen. Ich schaute mit Erwachsenen-Augen in meine traurigen Kinderaugen, ich weinte Erwachsenen-Tränen über meine Kindertränen und es kehrte mehr und mehr Ruhe in mir ein. So viele Themen, die einfach nur gesehen werden wollten, bevor sie sich leise von mir lösten und davon waberten.

Der Raum in mir, in meinem Herzen, wurde immer größer. Es entstand Platz, der mit Lebensfreude ausgefüllt werden wollte. Mein ganzer Körper schrie nach Selbstausdruck. Also fing ich an, zu tanzen. Wirklich und wahrhaftig zu tanzen. Ohne ein Konzept und einfach so, wie mein Körper sich bewegen wollte. Die Zeit zwischen den ersten Tönen der Musik und dem Loslassen jeglicher Kontrolle über meinen Körper wurde immer kürzer. Immer schneller konnte ich mich hingeben. Ausgelassen sein. Im Moment sein. Kopf aus, Körper an. Mit jeder Bewegung fing ich an, meinen Körper mehr zu lieben und mit jedem Moment des ekstatischen Tanzes kam mehr Lebensfreude in mein Sein. 

Nebenbei entwickelte ich eine Morgenroutine, durch die ich lernte, gleich morgens in Kontakt mit mir – meinem Körper, meiner Seele und meiner Magie – zu treten. Die Magie, die ich wie einen verborgenen Schatz in Meditations-Sessions und Kakao-Zeremonien ausgraben und wiederentdecken durfte. Die sich wiederholenden und doch intuitiven Rituale gaben mir Kraft für den Tag und nährten den Teil in mir, der bewusst und achtsam leben wollte.

Je mehr ich anfing, mich und mein Leben zu lieben, umso intensiver wurde die Beziehung zu dem Mann an meiner Seite. Ich konnte endlich spüren, wonach er sich anfangs so sehr gesehnt hatte – Freiheit und Unabhängigkeit. Und trotzdem tief verbunden sein. Mich und meine Aufgabe völlig frei und unabhängig zu leben und trotzdem jemanden zu lieben. Ich konnte erahnen, was bedingungslose Liebe bedeutet. Liebe ohne: Wenn-dann. Liebe ohne Eifersucht, Liebe ohne Einschränkungen, einfach Liebe.

So steinig dieser Weg auch gewesen sein mag, die Worte Selbstliebe, Loslassen und Freiheit sind nun für mich wichtige Worte, deren Hüllen ich mit Leben füllen durfte. Mit all den Erfahrungen, die ich sammelte. Mit all dem Wissen und der Weisheit, die mir auf meinem Weg mitgegeben wurden. Mit meiner ganz eigenen Geschichte.

Gastautorin Frieda beschloss vor einigen Jahren, ihr Leben umzukrempeln und dem Weg ihres Herzens zu folgen. Sie schlug einen spirituellen Weg ein, ließ sich unter anderem zur energetischen Heilerin und Kakaopriesterin ausbilden und hilft nun anderen Menschen dabei, zur Bewusstheit zu finden und darin in die Selbstverantwortung zu gehen. Frieda ist begeistert von allem Magischen und Schönen, guten Büchern, der Verbindung zur Natur und neuerdings auch vom Leben auf dem Land. Das Schreiben ist für sie wie ein Kanal, um ungefiltert ihre Lernaufgaben und Erkenntnisse mit den Menschen zu teilen. Ihre Worte können aufrütteln, begeistern, berühren und Emotionen wecken.

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